Chinkon Gyo 鎮魂行
SEIKU – 聖句 – Erkenntnis
Wir verlassen uns nicht auf andere
und fallen denen zur Last.
Wir helfen uns selbst und kommen so
mit uns ins Reine.
Wir gehen den von uns gewählten Weg.
Wir erkennen uns und werden stark,
so dass wir keine Hilfe erbitten müssen.
Wer schlecht handelt, schadet sich selbst.
Wir wollen nichts Unrechtes tun.
Durch unser Handeln bestimmen wir,
ob wir gut oder schlecht sind.
Fremde Hilfe kann eigene Schuld nicht vergeben.
Wir sind immer selbst für uns verantwortlich.
SEIGAN – 誓願 – Gelöbnis
Wir geloben um die Lehre zu erlernen,
folgende Grundsätze zu befolgen:
Unsere Lehrer nicht zu hintergehen,
den Vorgesetzten zu achten,
den Untergeordneten zu respektieren,
in Harmonie miteinander zu leben,
uns gegenseitig zu helfen,
alles zum Wohle der Gemeinschaft.
SHINJO – 信条 – Versprechen
Aus Dharma haben wir unsere Seele erhalten
und von unseren Eltern den Körper.
Dafür danken wir und werden es wiedervergelten.
Wir wollen unsere Heimat lieben und mehr als bisher
zum Wohle der Gesellschaft beitragen.
Wir lieben die Gerechtigkeit und halten
die Gebote der Menschlichkeit in Ehren.
Wir bewahren den Frieden und schulen im Sinne der Lehre
unseren Geist, Seele und Körper.
Wir wollen in Harmonie miteinander leben,
uns gegenseitig vertrauen und helfen,
die Stimme des Herzens nicht überhören,
unsere Kräfte vereinen, um unser Ziel,
eine Welt in Glück und Frieden zu erreichen.
Ablauf
Das Chinkon Gyo ist ein fester Bestandteil des Shorinji Kempo Trainings. Es dient dazu, den Geist zur Ruhe zu bringen, den Körper auszurichten und sich innerlich auf das Training einzustimmen. Diese Übung kombiniert eine kurze Meditation mit der Rezitation eines dreiteiligen Gelöbnisses und schafft so einen bewussten Einstieg in die Trainingseinheit.
Das Chinkon Gyo wird zu Beginn des Trainings durchgeführt – angeleitet durch den Shuza, der nicht zwingend der Sensei sein muss. Auch erfahrene Kenshi übernehmen diese Rolle regelmäßig. Die gesprochenen Texte werden von allen Kenshi gemeinsam laut mitgesprochen; der Shuza liest sie traditionell von einer Schriftrolle ab.
Der Ablauf im Überblick:
Aufstellung:
Vor Beginn des Chinkon Gyo ordnen sich alle Kenshi in Reihen. Die Aufstellung wird vom ranghöchsten Kenshi im Dojo koordiniert. Je nach Gruppengröße erfolgt das Kommando:„Sanretsu shugo“ (Dreierreihen),
„Yonretsu shugo“ (Viererreihen),
oder „Seiretsu (shugo)“ bei größeren Gruppen.
Der vorderste rechte Kenshi übernimmt die Ausrichtung und gibt das Kommando „Kesshu“ – eine Haltung der inneren Sammlung und äußeren Ruhe.
Begrüßung und Rezitation:
Der Shuza begrüßt die Gruppe mit dem Kommando: „Chinkon Gyo o hajimemasu“. Anschließend erfolgt ein Gassho rei – der symbolische Gruß.
Gemeinsam wird das Gelöbnis in drei Teilen rezitiert:Seiku – ethische Grundsätze,
Seigan – persönliches Versprechen,
Shinjo – geistige Haltung.
Meditation (Anza):
Nach dem gesprochenen Seigan setzen sich alle in den halben Lotussitz (Anza). In dieser Position richtet sich der Körper auf, der Atem wird ruhig, die Gedanken kommen zur Ruhe. Der Shuza achtet auf eine korrekte Haltung und korrigiert diese gegebenenfalls mit einem Bo (Langstock). Die Korrektur wird mit einem respektvollen Gassho rei beantwortet.Abschluss:
Nach einem abschließenden Schlag mit dem Bo und einem kollektiven Kiai wird das Chinkon Gyo mit dem Kommando „Kiritsu“ beendet – alle stehen wieder auf. Der dritte Teil des Gelöbnisses, das Shinjo, wird gesprochen.
Ein abschließendes „Soeni rei“ richtet den gemeinsamen Gruß zum Symbol (Soen), gefolgt vom Kommando „Naore“ (zur Ausgangsposition zurückkehren).
Mit „Chinkon Gyo o owarimasu“ beendet der Shuza die Übung offiziell. Es folgt das Abschlussgrußritual: „Shumeni rei“ oder – bei Durchführung durch den Sensei – „Sensei ni rei“. Die Kenshi bedanken sich mit einem gemeinsamen „Arigatou gozaimashita“.